Ich war mir meiner Vagina als junges Mädchen eigentlich immer bewusst und habe ihr einen netteren Namen gegeben als „Vagina“. Wenn ich über mein Geschlechtsteil spreche, rede ich lieber von meiner Mumu. Das hört sich nicht so hart und medizinisch an und klingt irgendwie netter. Denn lange Zeit hab ich in meiner Mumu nur einen praktischen Sinn gesehen: Die Menstruation war für mich ein biologischer Ablauf, der zu jeder normalen Frau gehört, der Toilettengang hat ebenso seine notwendigen Gründe und auch die Sache mit dem Kinderkriegen leuchtete mir ein. Irgendwie muss der Samen ja zur Gebährmutter gelangen. Aber erst als ein Junge zum ersten Mal seine forschenden Hände an mich legte, wurde mir klar, wozu meine Mumu tatsächlich in der Lage war.
Meine Eltern waren beide berufstätig und hatten nicht wirklich viel Zeit für mich. Aus diesem Grund und weil sie mich “schwer erziehbar” nannten, haben sie mich dann auch auf ein Internat geschickt, in dem Jungs und Mädels getrennt unterrichtet wurden. Doch das sollte mich trotzdem nicht daran hindern, mit Jungs herumzuexperimentieren. Wir haben uns natürlich geküsst und die Jungs haben vielleicht auch mal meine Brüste berührt, aber nichts was unter die Gürtellinie ging oder wo wir uns ausgezogen hätten. In der siebten Klasse gab’s dann den berühmten Sexualkundeunterricht, in dem das Thema Liebe, Erwachsenwerden und Sexualität ausführlich thematisiert wurde. Es wurde zwar niemals so deutlich ausgesprochen, aber die Aussage unserer Lehrerin war, dass wir Mädels uns nicht von Jungs ausnutzen oder unter Druck setzen lassen sollen, da sie eher physisch an Sex herangehen und Frauen emotional. Daher sollte man sich sehr sicher sein, dass der Junge für das „Erste Mal“ auch der Richtige ist. Die Freude am Sex spielte im Unterricht niemals eine Rolle und man sollte eher darauf achten, nicht als „billig“ abgestempelt zu werden. Homosexualität wurde mit keinem Wort erwähnt. Es lief eben alles recht spießig im Internat ab und wenn ich mich zurück erinnere, kann ich eigentlich nur den Kopf schütteln.
Es hat damals einen harten Bruch gegeben zwischen der Zeit auf dem Internet und danach, als ich meinen Willen gegenüber meinen Eltern durchsetzte und auf ein normales Gymnasium gewechselt bin. Auf dem Internet habe ich noch so getan, als ob ich schwer rumzukriegen wäre, doch das hat sich dann drastisch geändert. Was der Auslöser dafür war, weiß ich nicht mehr. Ich denke es war teils Neugierde und teils die Suche nach Aufmerksamkeit, die mich zu einem „leichten“ Mädchen gemacht haben. Und im Gegensatz zu manchen Freundinnen war ich einfach ziemlich frühreif. Jedenfalls hatte ich während meiner frühen Teenagerjahre die blöde Angewohnheit es allen Recht machen zu wollen. Da hatten es Typen ziemlich leicht, die mir Avancen gemacht haben und Interesse an mir zeigten und sie haben fast immer die Antwort bekommen, die sie haben wollten.
Ich habe von Leuten schon gehört, dass sie „gefingert“ wurden, aber keiner von denen ist dabei ins Detail gegangen und hat erzahlt wie und wann das passiert ist. Deshalb war ich irgendwie geschockt und total unvorbereitet als es mir das erste Mal passiert ist. Es wäre irgendwie schmuddelig, hier zu beschreiben, wie genau das bei mir abgelaufen ist, aber eins kann ich sagen: es war eine angenehme Überraschung. Das Gefühl dort unten berührt zu werden und Spaß dabei zu empfinden, hat mich zu einer „von den Mädels“ gemacht, über die alle geredet haben und mir hat das gefallen. Ob der Typ mein offizieller Freund war oder nicht, weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich hab ihn damals bei einem Fußballspiel kennengelernt. Ich fand ihn süß und habe ihm meine Nummer gegeben. Er hat angerufen und immer wenn wir uns getroffen haben, hat es knutschend geendet. Er hat nicht sehr viel geredet, deshalb kann ich nicht genau sagen, ob er mein Freund war. Das Thema haben wir irgendwie nie angesprochen, aber es war alles gut so wie es war.
Deshalb haben wir auch nicht darüber geredet, wann der nächste Schritt vom Küssen zum Anfassen passieren sollte, es hat sich einfach so ergeben. Als wir uns geküsst haben, schafften es seine Hände irgendwie sich zu meiner Mumu vorzuarbeiten und ich hatte eine günstige Position, die ihm den Weg erleichterte.
Irgendwann hat er sich dann auch getraut, meine Mumu zu küssen, was eine noch größere Überraschung für mich war. Da meine Mumu so selbstverständlich für mich war, hatte ich nie einen Gedanken daran verschwendet, dass das bloße Berühren so viele Gefühle hervorrufen könnte. Ich habe sämtliche Erfahrungen mit ihm und mit anderen Jungs genossen und Sex hatte plötzlich nichts Schmutziges und rein Medizinisches mehr an sich, sondern war etwas sehr Schönes, dass man genießen konnte.
(Bildmaterial: Racheal Smith, CC BY 2.0 @Flickr)