Meinen ersten Orgasmus hatte ich nicht mit meinem ersten Freund, sondern einen Partner später nachdem ich meine Unschuld verloren hatte. Mein erster Freund war einfach egoistisch – sowohl im Bett als auch außerhalb der eigenen vier Wände und deshalb war der Sex auch meistens eher nur durchschnittlich als gut. Am Anfang glaubte ich noch, dass es an mir liegt, dass ich keinen Spaß am Sex hatte. Ich war noch unerfahren und unsicher und habe angefangen an mir selbst zu zweifeln. Ich dachte, dass bei mir irgendwas nicht stimmen konnte. Heute weiß ich es besser. Es lag nicht an mir, sondern am Egoismus meines ersten Freundes. Unser Vorspiel war nur kurz und seine Technik – für einen noch unerfahrenen Jungen – äußerst bescheiden. Daher wurde Sex zu einer Routine.
Mein nächster Partner war das absolute Gegenteil zu seinem Vorgänger. Er war nicht nur daran interessiert mich zu befriedigen, es schien fast so, dass das sogar wichtiger ist als seine eigene Befriedigung. Endlos langes Vorspiel und grandiose Technik. Für die nächsten zwei Jahre blieb ein Orgasmus trotzdem aus. Zwar hatte ich super viel Spaß beim Sex und ich war erregt und spürte jedes Mal, dass ich fast auf der Spitze bin, aber es wollte halt nie so richtig gelingen. Trotzdem genoss ich unser Sexleben und konnte auf einmal gar nicht genug davon bekommen. Es war okay ohne Orgasmus (das dachte ich jedenfalls als ich noch nicht wusste, was ich eigentlich verpasse).
Ich hab mich nur gewundert, warum ich immer noch nicht in der Lage war zu kommen. Im ersten Jahr unserer Beziehung nahm ich Anti-Depressiva und die Packungsbeilage besagte, dass eine Nebenwirkung gehemmte Lust beim Sexualakt sein kann. Aber selbst als ich sie nicht mehr gnommen habe, hat sich an meinem Orgasmus-Status nichts verändert und ich konnte immer noch nicht zum Höhepunkt kommen.
Dann eines Tages war es soweit: mein erster Orgasmus. Ich habe aufgehört mich an den Fakt zu erinnern, dass ich eben nicht kommen kann. Ich habe irgendwie akzeptiert, dass ich nicht kommen kann und es wahrscheinlich nie passieren wird und dann auf einmal – Boom – da war er auf einmal. Als ich meine Verklemmungen und Erwartungen für einen Moment vergessen habe, kam er, unerwartet und stark wie ein Sturm. Es schien, als ob der Orgasmus sich die ganze Zeit hinter diesen zwei Dingen versteckt hatte. Und es war es wert darauf zu warten. Mein Mann hat mich letztens gefragt, wie sich ein Orgasmus für eine Frau anfühlen würde – ich denke er ist nämlich jedes Mal voller Erfurcht wenn ich komme: ich bin außer Kontrolle, laut und fange an zu zucken wie in einer von Beyonce’s Musikvideos (bei ihr sieht es allerdings sexy aus, bei mir bin ich da nicht so sicher).
Das war meine Antwort: es beginnt mit einer wilden, pulsierenden Hitze im unteren Bereich und diese Hitze breitet sich schlag-und wellenartig auf den Rest des Körpers aus und bringt ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit mit sich. Man könnte mich in diesem Moment nach meinen eigenen Namen fragen und ich wüsste wahrscheinlich nicht die Antwort. Mein Kopf ist total leer und ich konzentriere mich komplett auf meinen Körper. Jede Frau, die schon mal einen Orgasmus erlebt hat, weiß, dass diese Beschreibung nicht im geringsten an das wirkliche Gefühl heran kommt, aber das ist das beste, was mir als Beschreibung dazu einfällt.
Für meinen Mann scheint diese Erklärung ausgereicht zu haben und seine Neugierde wurde geweckt. Davon abgesehen, hat die durchschnittliche Vagina doppelt so viele Nervenenden wie ein Penis, konzentriert auf einen viel kleinen Bereich – daher ist das Potential für einen explosiven Orgasmus auch gleich doppelt so hoch.
Mittlerweile habe ich regelmäßig einen Orgasmus und werde direkt etwas grantig, wenn ich lange Zeit keinen mehr hatte. Es ist einfach schön, so etwas tolles mit der Person zu teilen, die man liebt. Ab und an erwische ich mich noch dabei, wie ich auf der „Jagd“ nach meinem Orgasmus bin, wenn ich gestresst oder zu kaputt bin. Aber mittlerweile schiebe ich dieses Gefühl immer mehr beiseite, weil ich einfach weiß, dass ich einen Orgasmus haben werde, wenn es an der Zeit dafür ist.
(Bildmaterial: Daniel Lobo, CC BY 2.0 @Flickr)