Meine Umwandlung vom Mädchen zur Frau hat in einem Internat stattgefunden, vollgestopft mit hormongeladenen Teenagern, die alle die gleichen Veränderungen durchmachten wie ich. Der Körper wurde weiblicher, die Gedanken wurden „erwachsener“ und man merkte einfach: wir wurden langsam zu Frauen. Aber Dank der Hormone haben wir uns vor dem Frausein gnadenlos angeschrien, gekämpft, geweint und umarmt und das ganze in genau dieser Reihenfolge.
Wir haben zusammen gelacht und geweint und kannten uns in-und auswendig, dadurch, dass wir jede Nacht unter einem Dach verbracht haben. Wir haben uns untereinander Briefchen geschrieben, bis ins kleinste Detail über Jungs geredet und uns den Tag herbeigesehnt, an den wir uns verlieben würden. Die Details zum Erwachsenwerden haben wir natürlich auch schon bis ins Letzte ausdiskutiert und analysiert und wir haben miteinander versucht zu verstehen, was da eigentlich mit uns passiert.
Während dieser Zeit hatte ich einen engen Freundeskreis und die “Anführerin” (was gleichzeitig die mutigste von uns war), hat angefangen Tampons zu benutzen. Damals haben die meisten Mädchen (mich eingeschlossen) noch Binden benutzt, die natürlich eklig und unbequem waren. Ich erinnere mich an Nächte, in denen ich mein Laken und die komplette Unterwäsche wechseln und manchmal sogar den Schlafanzug wechseln musste, weil ich durchgeblutet habe. Dieses Erlebnis war schrecklich und furchterregend für mich, obwohl ich Mädels um mich rum hatte, denen es ja genauso erging.
Meine Mutter hat mir gegenüber niemals Tampons erwähnt oder hätte vorgeschlagen, welche zu benutzen. Daher war ich mir überhaupt nicht bewusst, dass es so etwas gibt, bis ich auf das Internet gekommen bin. Als die Anführerin von meiner misslichen Lage Wind bekommen hat, hat sie sich in den Kopf gesetzt, mir beizubringen, wie man Tampons benutzt.
An einem Nachmittag schleppte sie mich also zu unserem Badezimmer mit einer pinken Tamponbox in der Hand. Sie hat mir netterweise erklärt, wie so ein Ding funktioniert und mir gleichzeitig die kleine Bedienungsanleitung von der Packung gezeigt. Die Bilder fand ich damals noch sehr abstrakt und ich nahm sie schüchtern und peinlich berührt zur Kenntnis. Als mir klar wurde, dass ich den Tampon mit meinem Finger in mich einführen muss, fand ich Binden auf einmal doch gar nicht mehr so übel. Aber ich wollte auch keine Memme sein. Ich hatte nur Angst, dass es weh tun könnte oder dass das Ding in mir stecken bleiben und nie wieder herauskommen würde. Ich dachte: „Was passiert, wenn er stecken bleibt und jemand ANDERES muss ihn wieder rausholen?“
Nachdem meine Freundin fertig war mit ihrem Vortrag, holte ich einen Tampon aus der Schachtel und schloss mich in einer der Toiletten ein. Mit einer schnellen Bewegung war der Tampon dann an Ort und Stelle und das Gefühl war irgendwie unangenehm. Trotzdem bin ich aus der Toilette gekommen und war irgendwie mit Stolz erfüllt.
Ich habe mich an diesem Tag sehr gut gefühlt und richtig als Frau, da ich mich dieser unbekannten Sache gestellt habe. Seitdem habe ich nie mehr Binden benutzt und diese Erfahrung sorgt noch heute für ein kleines Kichern, wenn ich daran zurückdenke. Und ich werde nie vergessen, wie wichtig es ist, gute Freundinnen zu haben.