Die Medien, die Werbung und die Gesellschaft diktieren uns Frauen jeden Tag aufs Neue, wie wir uns fühlen sollen, wie wir auszusehen haben und wie wir uns verhalten sollen. Und wenn wir diesen Anforderungen dann nicht gerecht werden, fühlen wir uns schlecht und schuldig, anstatt dass wir die Welt da draußen dafür verantwortlich machen, dass wir heute nicht mehr wir selbst sein können und uns irgendwelchen Idealen unterzuwerfen haben.
Wir Frauen werden von unserer Umwelt dazu erzogen selbstkritisch zu sein. Ständig fragen wir uns, warum wir so sind wie wir sind und nicht jemand Besseres, jemand Schöneres, jemand Dünneres, jemand Fröhlicheres, jemand Sportlicheres, jemand Selbstbewussteres … Dies kann dazu führen, dass wir den Grund, warum wir es nicht schaffen, jemand “Besseres” zu sein oder die Ursache für Probleme bei uns selber suchen. Wir ziehen uns immer mehr zurück und enden schließlich in einer Krise oder sogar Depression.
In solch einer Situation hilft es immer noch, viel viel Zeit mit der besten Freundin zu verbringen, die uns zuhört, die uns Trost spendet, die uns Ratschläge gibt, die Empathie und Verständnis für unsere Situation zeigt und alles tun würde, damit wir uns besser fühlen. Solch ein Gespräch mit der besten Freundin, in dem wir über unsere Geheimnisse, Hoffnungen, Ängste und Träume reden und Erfahrungen austauschen, ist oft sehr viel mehr Wert als die beste Diät oder der dickste Geldbeutel.
Aus diesem einen Grund habe ich dieses Projekt in die Welt gerufen: manchmal wollen wir vor Glück einfach nur die Welt umarmen, in anderen Situationen würden wir am liebsten sterben vor Leid. Nicht immer haben wir unsere besten Freunde um uns, denen wir uns anvertrauen können. Und manchmal wollen wir das auch einfach nicht. Sowas brennt auf der Seele und kann schnell zur Last werden. In solch einer Situation habe ich gewöhnlich zu meinem Tagebuch gegriffen, um meine Erlebnisse, Gedanken und Gefühle aufzuschreiben, damit sie außerhalb von mir exisitieren und mich nicht von innen heraus auffressen zu drohen. Doch das reichte mir irgendwann nicht mehr. Ich wollte meine Gedanken mit anderen Frauen teilen, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Ich wollte ein Buch schreiben. Ein Buch, in dem ich genau solche Art von Geschichten zusammenstelle. Ein Buch, dass ich später einmal an meine Schwester, meine Freundin oder meiner Tochter weitergeben könnte. Die Leser des Buchs sollen sich durch die Lektüre der Geschichten wenigstens ein bisschen besser fühlen, entweder weil sie sich mit dem Erlebten identifizieren können und wissen, dass sie nicht allein sind, dass es da draußen noch andere gibt, die das Gleiche durchmachen und sich die gleichen zermürbenden Gedanken machen oder aber weil sie eine Geschichte gelesen haben, die sie positiv stimmt, die sie inspiriert und ihnen die Ängste nimmt.
Also habe ich meinen Freundinnen und Bekannten E-Mails geschickt, in denen ich sie bat, ihre Geschichten mit mir zu teilen und die E-Mail weiterzuleiten. Innerhalb kürzester Zeit erreichte mich eine solche Flut an Geschichten, an schönen Geschichten, an lustigen Geschichten, an traurigen Geschichten, dass ich einfach nur noch überwältigt war. Das Interesse und die Resonanz war immens! Mir dauerte es einfach zu lange, warten zu müssen, bis sich ein Verleger erbarmt, die Geschichten zu drucken. Also habe ich diesen Blog gestartet.
Alle diese Geschichten hatten eines gemeinsam: sie erzählten in irgendeiner Weise von einem ersten Mal. Dabei muss es nicht unbedingt um das erste Mal im sexuellen Sinne gehen, sondern etwa um das erste Rockkonzert, die erste Fahrstunde, den ersten Auslandsaufenthalt, den ersten Drogenmissbrauch, die erste Trennung, das Coming-Out, eine psychische oder körperliche Erkankung, den Tod eines Freundes und und und. Damit war auch der Name des Blogs geboren. Auf meinerstesmal.org sollen Frauen Erfahrungen austauschen können, Hilfe, Trost und Aufmunterung finden und das gute Gefühl gewinnen, dass sie mit ihren Ängsten, Sorgen, Gedanken und Erlebnissen nicht alleine sind.
Manche Frauen stehen vor ihrem ersten Mal, sind sich unsicher, machen sich Sorgen und würden gerne mehr über das erste Mal erfahren, andere haben ihre erste Erfahrung schon gemacht und würden das Erlebnis gerne mit anderen Frauen teilen. Entweder, weil sie eine schlechte Erfahrung gemacht haben und sich ihren Frust und Kummer von der Seele schreiben wollen oder weil sie überglücklich sind und andere an ihrer Freude teilhaben lassen und ihnen die Angst nehmen wollen.
Die Autoren dieser erstaunlichen Geschichten bleiben anonym, da ich sie schützen will. Ich kann den zahlreichen Autoren nicht genug danken. Jede Frau, die den Wunsch hat, ihre Geschichte loszuwerden und sie mit anderen Frauen zu teilen, ist herzlich eingeladen, ihre Erlebnisse, Gefühle und Gedanken niederzuschreiben. Alle anderen sind dazu aufgerufen, zu lesen, zu kommentieren und Feedback zu geben. Ich freue mich jedenfalls über jede Form der Beteiligung.