Meine erste Periode

Als ich zum ersten Mal meine Regel bekommen habe, war das für mich eine eher bittersüße Erfahrung. Ich war dreizehn und dreiviertel und habe verzweifelt auf die Ankunft meiner Periode gewartet: alle meine Freundinnen hatten ihre Regel schon viel länger als ich und die meisten kannten sich schon ziemlich gut mit der ganzen Geschichte aus und ich habe mich irgendwie ausgeschlossen gefühlt. Meine Mutter hat mich sogar schon mit 11 Jahren zu dem peinlichen Gespräch über Blümchen und Bienen gezwungen, hauptsächlich natürlich um mich auf meine erste Regel vorzubereiten.

Wenn ich heute zurück denke, war ich total fasziniert von der ganzen Geschichte und konnte es kaum abwarten „eine richtige Frau“ zu werden. Meine Mutter hat mir ein Buch über den Zyklus geschenkt, das ich in und auswendig gelesen und gelernt habe. Ich habe es unendliche Male mit meiner besten Freundin diskutiert und wir haben unsere Körper in regelmäßigen Abständen auf pubertäre Merkmale untersucht: wann haben wir unseren ersten BH gekauft? Wann hatten wir die ersten Schamhaare? Wann haben wir angefangen unsere Beine zu rasieren? Etc.

Sie hat ihre Periode mit 12 bekommen und hatte ein Jahr später schon eine stolze Oberweite mit D-Körbchen. Ich dagegen habe mich dürr, peinlich und kindisch gefühlt. Ich habe mir ständig Anzeichen der Regel eingebildet: ich wurde ganz aufgeregt wenn ich Bauchkrämpfe hatte und habe mir sehnlichst gewünscht, dass sie meinen Zyklus einläuten.

Leider kam es dann aber doch anders wie gewünscht und ich wurde ohne irgendwelche Anzeichen oder Vorwarnungen überrascht. Ich bin am Morgen nach Silvester 1998 völlig schlaftrunken auf Toilette gegangen, um dort einen kleinen roten Bluttropfen auf meinen Hausschuhen zu entdecken. Jetzt als die lang erwartete Periode endlich da war, war ich mir auf einmal gar nicht mehr so sicher, ob ich sie eigentlich noch haben wollte. Ich bin ganz nervös zu meiner Mama gegangen, um ihr die Neuigkeiten zu berichten.

Nach all der Aufregung und den Wünschen nach der ersten Periode war das Gefühl sie zu haben gar nicht mehr so aufregend und toll wie vorher angenommen. Im Gegenteil: es war eher ein ziemlich unangenehmes und peinlich berührtes Gefühl und eine eklige Erfahrung. Dazu kommt dieses ständige Ziehen und Drücken im Unterleib. Die Binden, die ich anfänglich benutze, fühlten sich wie eine Windel an und rieben den ganzen Tag unangenehm an meiner Haut. Bis ich mit 19 mit der Pille angefangen habe, dauerte meine Regel niemals enden wollende 8 Tage und ich war einfach nur müde und fertig und hatte manchmal sogar ein paar Blackouts.

Ein paar Tage nach meiner allerersten Periode hat sich mein Vater einen ganzen Abend lang nur für mich Zeit genommen und wir waren erst im Kino und danach essen. Dabei hat er die Gelegenheit genutzt, um zu fragen, wie es mir so geht und natürlich, um klar zu machen, dass Männer immer nur das eine wollen. Vielleicht ist das sehr clichéhaft aber ich habe es trotzdem geschätzt und bin meinen Eltern dankbar, dass sie sich die Zeit genommen haben, um mir und meinen Geschwistern die Pubertät so leicht wie möglich zu machen.

Heutzutage ist das Ganze mit der Regel Gott sei Dank etwas angenehmer, auch Dank neuer Pillen und besserer Hygienemittel. Ich sehe es nicht mehr als Fluch, sondern als monatliche Bestätigung, dass ich nicht schwanger bin.

(Eingangsbild: Esther Simpson, Flickr)