Als Kind hatte ich ziemlich schiefe Zähne und nicht nur meine untere Kauleiste war krumm und schief, sondern auch meine beiden Eckzähne oben standen vampirmäßig nach vorne und jedes Foto von mir sah einfach nur zum gruseln aus.
In der zweiten Klasse hat meine Mutter dann beschlossen, dass ich eine Zahnspange brauche. Also wurde gleich ein Termin beim Kiefernorthopäden vereinbart und ich sollte dort die nächsten Tage vorbeischauen.
Gesagt, getan standen meine Mutter und ich pünktlich um 8 Uhr morgens vor der Praxistür und der Zahnarzt hat direkt meine schiefen Hauer begutachtet. Ich musste auch gleich einen Abdruck machen und dafür in so ein gummiartiges Zeugs beißen. Das war in eine Plastikform gefüllt und wurde mir so in den Mund gesteckt. Damit musste ich ungefähr eine Minute fest zubeißen und das Ergebnis war ein perfekter Abdruck von meinem Gebiss.
Da habe ich auch nochmal genau sehen können, wie schrecklich es eigentlich in meinem Mund aussieht und konnte es kaum abwarten, bis meine Zähne endlich gerichtet sind.
Scharf war ich allerdings nicht wirklich auf eine Zahnspange, aber in dem Fall hatte ich leider keine Wahl. Der Kieferorthopäde hat meiner Mutter auch direkt zu einer festen Spange geraten – also Brackets. Dafür hätte man mir aber gesunde Zähne ziehen müssen, weil mein Kiefer so klein und eng ist und gerade Zähne gar keinen Platz gehabt hätten.
Nach der Nachricht war meine Mutter erstmal geschockt und hat sich Gott sei Dank dagegen entschieden. Gerade Zähne sind ja schön und gut, aber dass mir dafür gesunde Zähne gezogen werden müssen, hätte sie wohl auch nicht gedacht. Also haben wir uns für eine lose Spange entschieden, die ich beim essen rausnehmen konnte und auch sonst, wenn ich sie als störend empfand.
Ein paar Wochen später war es dann soweit: ich hatte meinen nächsten Termin beim Zahnarzt, der mir das Prachtstück dann in den Mund eingebaut hat. Ich habe mich für eine rote Glitzervariante entschieden und fand sie auf den ersten Blick eigentlich ganz cool. Als ich sie im Mund hatte, war es aber ein total störendes Gefühl und mir lief die Spucke nur so aus dem Mund. Außerdem war es total schmerzhaft und ich hatte das Gefühl, dass mein Kiefer bald auseinandersprengt. Mit einer kleinen Zange hat er die Spange immer fester im Mund fixiert, bis ich es nicht mehr ausgehalten habe und mein Stopp gab.
Sobald das Spannungsgefühl weg war, musste ich immer wieder neu am Rädchen drehen, um so nach und nach die Zähne zu richten. Als die Spange neu war, habe ich sie auch noch relativ regelmäßig und fast immer getragen. Nur beim Essen habe ich drauf verzichtet, um keine ekligen Essensreste zwischen den Zähnen zu haben.
Auch in der Schule beim Lesen oder Sprechen habe ich sie rausgenommen. Sonst hätten sich vermutlich alle lustig gemacht, denn das “S” war etwas problematisch und ich wurde auf einmal zum Lispler.
Irgendwann habe ich sie dann auch beim Spielen und zu Hause rausgenommen und eigentlich nur noch nachts getragen. Davon habe ich dem Kieferorthopäden natürlich nichts erzählt und behauptet, ich hätte sie wie verordnet drin gehabt.
Nach 2 Jahren hatte die Quälerei dann ein Ende und ich durfte komplett drauf verzichten. So richtig gerade sind meine unteren Zähne zwar nie geworden, aber wenigsten sah ich danach nicht mehr aus wie ein Vampir und es war eine deutliche Verbesserung zu vorher.
Im Nachinein hätte ich mir vielleicht doch eine feste Spange gewünscht. Dann hätte ich jetzt wahrscheinlich das perfekte Hollywoodlächeln 🙂
Bildquelle: Monica y Garza (CC BY 2.0)