Mein erstes Mal Beine rasieren

Bei mir in der Schule war er so üblich, dass man sich für den Sportunterricht andere Sachen anziehen musste. Also aus den Klamotten raus und in kurze Sporthosen mit T-Shirt. Das war auch alles kein Problem bis zur 6ten Klasse. Als ich mir da meine Mitschülerinnen so angesehen habe, ist mir aufgefallen, dass alle wunderbar glatte Beine hatten ohne lästige Haare. Ich war das einzige Indische Mädchen in meiner Klasse und wollte nicht als die mit den haarigen Beinen abgestempelt werden.

Ich war 12 mit indischer Abstammung; es stand also außer Diskussion meine Mutter zu fragen, ob ich mir die Beine rasieren durfte. Aber ich hatte Glück und es war gerade Winter zu diesem Zeitpunkt. Also fing ich an, mir heimlich vor jedem Sportunterricht die Beine zu rasieren. Da konnte ich zusammen mit den anderen Mädels glänzen und meine glatten Beine präsentieren. Aber wie es nun einmal so ist, folgt nach jedem Winter auch der Frühling und lange Hosen werden früher oder später zu warm. Ich konnte es noch ziemlich lange hinaus zögern ohne dass meine Mutter auch nur die leiseste Ahnung hatte, aber irgendwann kam der Tag der Wahrheit und ich musste aufhören, meine Beine zu rasieren. Bevor es zu heiß wurde, mussten meine Beinhaare wieder auf eine passable Länge gewachsen sein.

Ich habe meine Beinbehaarung also wieder wachsen lassen und irgendwann hatte ich tatsächlich den Mut meine Mutter zu fragen, ob ich mich nicht rasieren dürfe. Natürlich kam das überhaupt nicht gut an: eine 12jährige, die sich die Beine rasiert? NIEMALS! Für eine indische Mutter ist das unvorstellbar. Sie hat dann gesagt, dass sie erst mit dem Rasieren anfing, als sie verheiratet war (das hat sie übrigens bei allem gesagt) und nein, ich darf nicht! Ich brach natürlich in Tränen aus und knallte sämtliche Türen. So endete das Ganze vorerst.

Die gesamte nächste Woche haben mich dann meine zwei kleinen Brüder damit aufgezogen und jedes Mal, wenn ich im Bad war, standen sie vor der Tür und haben geschrieen: „Mamaaaa, ich kann hören wie D. das Epiliergerät benutzt.“ Ich hab also wieder angefangen zu schreien und zu heulen und mich darüber zu beklagen, wie unfair mein Leben doch sei und warum ich nicht einfach ein „normales“ Mädchen sein konnte.

Nach 2 Wochen hat meine Mutter dann endlich klein beigegeben und mir eine Packung Rasierer besorgt. Sie waren pink und hatten nur eine Klinge.

Für mich das schönste Geschenk der Welt.