Meine erste Führerscheinprüfung

Nachdem ich meine praktische Prüfung mit Ach und Krach gleich beim ersten Mal bestanden habe, konnte ich es kaum noch abwarten, bis ich endlich meinen eigenen Führerschein in den Händen halten würde.

Ich war damals 17 und habe meine Stunden so geplant, dass ich kurz nach meinem 18. Geburtstag fertig sein würde. Meine erste Stunde war allerdings schon eine Katastrophe. Es ging sofort auf einer richtigen Straße los und noch dazu in dem meist befahrenen Gebiet in ganz Berlin. Ich durfte mich schön in Prenzlberg in den Berufsverkehr einschlängeln und hatte so viel Angst wie noch nie in meinem Leben.

Dementsprechend panisch habe ich auch mit meinem Fahrlehrer gesprochen, dem fast der Hutkragen geplatzt wäre. Ich war ein aufmüpfiger und unerfahrener Fahranfänger und habe keine Anstalten gemacht, das vor ihm zu verbergen. Nachdem das Fahrschulauto mehrmals abgesoffen ist und mich schon einige Autos überholt hatten, sollte ich einmal tief Luft holen und noch mal von vorne anfangen: erster Gang rein, langsam die Kupplung kommen lassen und gleichzeitig aufs Gaspedal treten. Für mich eine absolute Mission im Berufsberkehr und nach 1.5 Stunden war ich mit den Nerven am Ende. Völlig erschöpft bin ich ausgestiegen und hätte am liebsten alles hingeschmissen, aber ich wollte ja nun mal unbedingt Auto fahren. Also hieß es Augen zu und durch.

Die nächsten Stunden waren dann auch schon viel besser und ich war nicht mehr so aufgeregt. Mein Fahrlehrer hat einen super Job gemacht und noch dazu eine Engelsgeduld. Außerdem habe ich heimlich immer mit Freunden geübt, sodass ich immer sicherer wurde und auch kleine Tricks raus hatte. Als ich in der Fahrschule das erste Mal einparken musste, habe ich meinen Fahrlehrer ganz schön überrascht. Ohne, dass er mir erklären musste, wie es geht, habe ich in 3 einfachen Zügen perfekt in die Lücke gepasst und meine Fahrlehrer war sichtlich beeindruckt. Als ich ihn gefragt habe, ob ich es nochmal machen soll, hat er nur den Kopf geschüttelt und wir konnten weiterfahren.

Nach ungefähr 15 Stunden war es dann soweit. Mein Fahrlehrer meinte ich könnte es zur Prüfung wagen und hat prompt einen Termin organisiert.

Es war unter der Woche gleich nach der Schule. Um mich nicht zu blamieren, habe ich keinem etwas gesagt. Weder meinen Eltern, noch meinen Freunden. Und so hab ich mich auf den Weg gemacht und die innere Aufregung stieg von Minute zu Minute. Um mich abzulenken und zu beruhigen, habe ich mir meinen ipod ins Ohr gestöpselt und meine Lieblingsmusik gehört. Ich bilde mir bis heute ein, dass das geholfen hat und so stieg ich voller Selbstvertrauen mit dem Prüfer und meinem Fahrlehrer ins Auto.

Die beiden haben sich sofort angeregt über Gott und die Welt unterhalten und mich mehr oder weniger mein Ding machen lassen. Ich musste lediglich den Anweisungen folgen und entweder abbiegen, die Spurwechseln oder mir eine Parklücke aussuchen. Zwischendurch hat der Prüfer mich gefragt, ob ich nicht mal die Rückspiegel benutzen will. Völlig verdattert, hab ich ihn angesehen und hab schon gedacht, das war’s jetzt. Aber ich durfte weiter fahren. Ich weiß nicht mehr wie lange die Prüfung gedauert hat, aber als er mir gesagt hat, dass ich anhalten soll, habe ich mit dem Schimmsten gerechnet.

Der Prüfer und mein Fahrlehrer sind ausgestiegen und haben sich unter vier Augen unterhalten. Ich musste solange im Auto warten. Das waren die schlimmsten Minuten überhaupt und ich habe mir in der Zeit überlegt, was ich alles falsch gemacht haben könnte.

Irgendwann wurde ich dann aber aus dem Auto gewunken und sollte mich zu dem Duo gesellen. Nachdem der Prüfer mir gesagt hat, dass ich wie ein Formel1-Fahrer um die Kurven heize, ist mein Herz in die Hose gerutscht und ich war total enttäuscht.

Mit einem Grinsen hat er mir dann aber doch meinen Fühererschein gegeben und ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Ich denke mein Fahrleher hat einiges an Überzeugungsarbeit geleistet, aber bestanden ist bestanden und mittlerweile bin ich seit 10 Jahren unfallfrei.