Mein erstes Mal mit einem Fremden

Ich hatte mein erstes Mal erst recht spät. Ich war 20 Jahre alt und fast schon verzweifelt, dass ich niemals den Richtigen finden würde. Nicht dass ich hässlich war, aber ich habe mich einfach nicht getraut, Jungs anzusprechen, wenn sie mir gefielen. Oder aber sie waren schon vergeben. Doch immer wenn man es am wenigsten erwartet, passiert es. Ich hatte es nicht geplant und hätte mir mein erstes Mal eigentlich auch etwas romantischer vorgestellt, aber ich habe es auch nie bereut und war froh, dass es so gekommen ist, wie es eben war…

Es war der 9. Juni 2006. Ein wunderschöner Freitag, an dem die Fußball Weltmeisterschaft mit dem Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Costa Rica angepfiffen werden sollte – der Start in das Sommermärchen 2006. Ich studierte zu der Zeit in Frankfurt und ging mit einigen Freunden an den Main, wo mitten im Fluss eine große Public Viewing Leinwand aufgebaut war. Die Stimmung war schon vor dem Anpfiff bombastisch. Es schien, als wäre die ganze Welt zu Besuch gewesen und alle waren glücklich und in Feierlaune.

Als dann Philipp Lahm in der sechsten Minute das erste Tor schoss, war die Menge nicht mehr zu halten. Fremde Menschen fielen sich in die Arme, man sang zusammen Fanlieder und feuerte die Mannschaft weiter an. Der Ausgleich ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Der Costa Ricaner Wanchope machte das Ding in der zwölften Minute rein. Der Stimmung tat das allerdings keinen Abbruch und nur fünf Minuten später ging Deutschland mit einem Tor durch Klose wieder in Führung. Das Spiel endete nach weiteren Toren durch Klose (61.), Wanchope (73.) und schließlich Frings (87.) mit 4:2.

Und dann wurde gefeiert. Wir zogen mit einigen Brasilianern und Franzosen, die wir im Public Viewing Bereich kennen gelernt hatten, nach Alt-Sachsenhausen und stießen dort mit Apfelwein und diversen anderen alkoholischen Getränken an. Und so nahm der Abend seinen Lauf. Wir zogen von einer Kneipe zur nächsten, unterhielten uns mit unseren neuen Bekanntschaften (zum Glück sprachen sie alle Englisch), machten Scherze und begannen uns näher zu kommen. Da es ein Freitag war, schien die ganze Stadt auf den Beinen zu sein um den ersten Sieg zu feiern.

Meine beste Freundin musste am nächsten Tag leider arbeiten, doch ich entschied mich noch etwas länger zu bleiben, zu gut war die Stimmung, zu lecker der Wein und zu süß Rodrigo, ein charmanter, witziger und äußerst gut aussehender Brasilianer, 2 Jahre älter als ich, der mit seinen Freunden bis zum Ende der WM seinem Team hinterher reisen und anfeuern würde.

Wir saßen dann noch eine Weile am Mainufer, wo die Fanmeile war, und unterhielten uns. Seine Kumpels waren mit sich selbst beschäftigt und wir saßen etwas abseits. Dabei kamen wir uns langsam näher. Rodrigo legte seinen Arm um mich. Das Kribbeln in meinem Bauch war unbeschreiblich. Angeduselt durch Wein und Bier war ich mir sicher: Ich wollte jetzt endlich meine Unschuld verlieren und nicht mehr länger warten. Also fasste ich all meinen Mut (beschwingt durch Wein und Bier), nahm Rodrigos Hand und legte sie auf meinen Schenkel. Rodrigo guckte mich an, lächelte und dann küsste er mich. Ich war im siebten Himmel und konnte nicht mehr von ihm lassen.

Leider wurde unsere Knutscherei jäh unterbrochen, als einer seiner Kumpels heranstürmte und uns lauthals dazu aufforderte in einen Club weiterzuziehen. Ich wäre zwar viel lieber dort auf der Wiese geblieben, aber Rodrigo wollte seine Freunde (noch) nicht alleine zurück lassen. Also liefen wir zurück nach Alt-Sachenhausen. Während die anderen Nachschub besorgten, konnten wir aber nicht mehr voneinander lassen und knutschten in einer stillen Ecke wild drauf los. Ich war schon ganz heiß und wollte mehr. Rodrigo ging es wohl genauso, denn ich spürte sein hartes Glied an meinen Beinen.

Okay, genug geknutscht jetzt, dachte ich mir und fragte ihn, ob wir uns nicht ein ruhigeres Plätzchen suchen sollten. Zu ihm ins Hostel konnten wir natürlich nicht, also bot ich ihm an, zu mir zu fahren, da ich ohnehin nicht weit entfernt wohnte. Rodrigo verabschiedete sich kurz von seinen Kumpels und schon saßen wir in einem Taxi, das uns zu meiner Wohnung fahren wollte.

Leider war meine Mitbewohner noch wach und so mussten wir erstmal etwas Smalltalk machen und noch ein Bier trinken, bevor wir uns heimlich davonstehlen konnten. Tja und dann kam eins zum anderen, wir küssten uns wieder und fielen in mein Bett, er streichelte mich zärtlich und zog mich langsam aus. Ich lies es geschehen, auch wenn mich plötzlich eine gewisse Panik überkam. Aber ich wollte es ja!

Rodrigo küsste mich am ganzen Körper und ging immer tiefer. Ich hatte nur noch meinen Slip an, den er jetzt langsam zur Seite schob und mich dann langsam mit der Zunge verwöhnte. Ich konnte das Stöhnen nun nicht mehr unterdrücken und wurde richtig feucht untenrum. Dann küssten wir uns wieder und streichelten. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm nun einen blasen sollte oder nicht. Eigentlich wollte ich nicht, irgendwie hat das für mich fast etwas Intimeres, als Sex. Keine Ahnung wieso, aber irgendwie gefiel mir der Gedanke nicht, zumal ich keine Ahnung hatte, wie ich eigentlich anfangen sollte. Zum Glück schien er das auch nicht zu erwarten und während er mich mit seinem Finger verwöhnte und ich seinen harten Glied massierte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen… Ich hatte ja gar kein Kondom.

Als ob er meine Gedanken hätte lesen können, fragte er mich im fast selben Moment, ob ich ein Kondom hätte. Ich sah mein erstes Mal sich vor dem inneren Auge schon auflösen, als mir einfiel, dass meine Mitbewohnerin in ihrem Kulturbeutel immer ein paar Kondome hat. Also stürmte ich schnell ins Bad und hatte Glück. Beim Blick in den Spiegel, in dem ich mich nur mit Slip bekleidet sah, fragte ich mich noch einmal, ob ich es wirklich mit Rodrigo oder nicht doch lieber mit dem ersten richtigen Freund erleben will, aber ich war mir sicher: Jetzt oder nie! 

Ich drückte Rodrigo das Kondom in die Hand, der es sich dann auch gekonnt überstülpte. Sein Penis war kleiner als ich es erwartet hätte, aber das war mir in dem Moment eigentlich ganz recht. Er tauchte wieder ab, um mich noch einmal oral zu verwöhnen. Als ich es nicht mehr aushalten konnte, zog ich ihn hoch, küsste ihn, umfasste seinen Schwanz und führte ihn in Richtung meiner Scheide. Rodrigo ließ sich Zeit beim Eindringen, küsste mich dabei, so dass ich meine Angst vergaß und sie durch die Lust überlagert wurde. In Wahrheit hat es gar nicht sonderlich weh getan, es war nur kurz ein unangenehmes Gefühl. Ich denke, es war gut, dass ich so feucht war und so war er dann plötzlich in mir drin. Er lag auf mir, in der wohl typischsten aller Stellungen – der Missionarsstellung und bewegte seinen Rumpf. Ich genoss das Ein- und Ausdringen, umklammerte seinen Rücken und Hintern.

Er bewegte sich immer schneller, trotzdem hatte ich irgendwie nicht das Gefühl so kommen zu können, was aber vielleicht auch am Alkohol lag. Und so wechselten wir die Position in die Löffelchenstellung. Er hinter mir, ich konnte mir meine Klitoris stimulieren, während er in mich eindrang. Und so dauerte es nicht lange, bis ich endlich gekommen bin. Die ganze Anspannung und Lust löste sich, ein Vulkan brach in mir aus, ich fing zu zitttern an, es zuckte und pulsierte unkontrolliert in meinem Genitalbereich. Dieses Zucken und lustvolle warme Gefühl breitete sich wellenartig in meinem ganzen Körper aus. Einfach unbeschreiblich schön. Rodrigo war allerdings noch nicht gekommen und brauchte noch ein bisschen länger. Er entschuldigte sich sogar dafür, sagte, er hätte wohl ein, zwei Bier zu viel getrunken. Ich fands aber überhaupt nicht schlimm, obwohl ich nach meinem Orgasmus irgendwie das Bedürfnis hatte, umarmt zu werden. Das holte er aber nach, nachdem er gekommen war und wir schliefen schon bald ein, erschöpft, aber glücklich.

Am nächsten Morgen wurde ich durch einen Kuss von Rodgrigo aufgeweckt. Er hatte sich nicht – wie so oft in diversen Soap-Operas gesehen –  heimlich aus dem Staub gemacht. Ich wünschte ihm kleinlaut einen guten Morgen und fragte ihn, wie es ihm geht. Da wir beide leichte Kopfschmerzen hatten, brühte ich einen Kaffee auf. Danach gab er mir seine Nummer und fuhr zurück in sein Hostel, da er mit seinen Kumpels noch am gleichen Tag nach Berlin fahren würde, wo das erste Gruppenspiel der Brasilianer stattfinden würde. Wir haben dann tatsächlich auch ab und zu geschrieben, anstatt die Geschichte einfach im Sand verlaufen zu lassen. Das war es also, mein erstes Mal und dazu auch noch mit einem Fremden.

Am 1. Juli sah ich Rodrigo noch einmal, als sein Team im Viertelfinale in Frankfurt gegen Frankreich spielte. Leider war seine Stimmung am Boden, nachdem die Brasilianer gegen die Franzosen den Kürzeren zogen und aus dem Turnier ausschieden. An Feiern war nicht wirklich zu denken und so verabschiedeten wir uns nach dem Spiel wie gute Freunde mit einer Umarmung, was mir aber gar nicht so unrecht war. Auch wenn unser Erlebnis schön war und ich es Rodrigo verdanken kann, dass ich endlich meine Angst vor dem ersten Mal ablegen und etwas selbstbewusster und unkritischer mit mir selbst sein kann, so sollte es doch ein One Night Stand bleiben. Ich habe ihn seitdem nicht wieder gesehen.

Dennoch haben wir den Kontakt aufrechterhalten. Wir skypen regelmäßig oder schreiben uns auf Facebook. Allerdings rein auf freundschaftlicher Ebene. Ich trauere ihm nicht nach, will mein erstes Mal mit ihm aber auch nicht missen. Es war ein schönes Erlebnis, doch es sollte eine einmalige Sache bleiben.

Ein halbes Jahr später habe ich an meiner Uni einen Jungen kennengelernt, der mir auf Anhieb gefallen hat. Wir sind uns schnell näher gekommen und wurden schon bald ein Paar. Noch heute bin ich glücklich mit ihm zusammen. Auch Rodrigo hat seit 2008 eine feste Freundin und seit kurzem mit ihr verlobt. Die zwei wollen dieses Jahr heiraten und haben mich und meinen Freund nach Brasilien eingeladen. Da wir beide große Fußball-Fans sind und gleichzeitig die WM 2014 stattfindet, werden wir im Juni für drei Wochen nach Brasilien fliegen und die deutschen Vorrundenspiele angucken. Danach folgt als krönender Abschluss die Hochzeit, wo ich Rodrigo das erste Mal seit acht Jahren wieder sehe. Als gute Freundin, versteht sich.

Bildquelle: Valéria Almeida (CC BY 2.0)