Der erste Liebeskummer

Meine erste große Liebe habe ich mit 18 kennengelernt. Zwar hatte ich davor auch schon feste Freunde, aber das Gefühl wie beim ersten Mal verliebt zu sein, war eben nicht da. Als ich ihn durch andere Freunde von mir getroffen habe, war es so was wie Liebe auf den ersten Blick. Wir waren uns beide sofort sympathisch und haben von da an jeden Tag miteinander verbracht. Bis wir schließlich nach ein paar Wochen ein Paar wurden und eine tolle Zeit miteinander verbracht haben. Nachdem wir ein Jahr zusammen waren und beide unser Abitur in der Tasche hatten, sind wir sogar zusammen nach Australien geflogen, um  dort für ein Jahr Work and Travel zu machen und vor allem Spaß zu haben.

Davor hat es schon ein wenig gekrieselt und wir haben uns öfters gestritten, aber ich dachte, dieses Erlebnis wird uns wieder zusammenschweißen und die Streitereien vergessen lassen. Leider habe ich mich getäuscht und wir haben uns noch vor Ort wenige Wochen nach der Ankunft offiziell getrennt. Das war ein ganz schöner Schock, aber so richtig realisiert habe ich es da noch nicht, weil wir uns entschlossen haben, trotz der Trennung weiterhin zusammen zu reisen. Alleine wollte eben doch keiner sein und so haben wir alles gemeinsam durchgezogen. Also waren wir vom Kopf her zwar getrennt, aber physisch zusammen. Und nicht nur das: wir haben uns auch verhalten wie ein richtiges Pärchen und auch auf die angenehmen Seiten nicht verzichtet. Im Klartext heißt das, dass wir noch regelmäßig Sex hatten und auch sehr zärtlich miteinander umgegangen sind.

Irgendwann kam aber der Tag der Abreise und wo alles anders werden sollte. Nach einem Jahr intensiven Kontakt und Erlebnissen, war die Heimkehr sehr ernüchternd. Er ist auf einmal seine Wege gegangen und ich war plötzlich auf mich allein gestellt. Die erste Woche habe ich noch bei ihm gewohnt, in der Hoffnung, ihn dazu bewegen zu können, es doch noch einmal zu probieren, aber ohne jeglichen Erfolg.

Er war sich sicher, dass es das beste ist, wenn wir erstmal keinen Kontakt mehr haben und auch nichts miteinander unternehmen, um Abstand zu gewinnen und uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass wir eben nach zwei Jahren Beziehung kein Paar mehr waren.

In der Zeit habe ich so gut wie ständig geweint und war einfach hilflos. Ich wusste nicht, wie ich meinen Alltag ohne ihn gestalten sollte und es kam mir alles so sinnlos vor. So leer wie damals habe ich mich noch nie gefühlt und ich hatte keine Ahnung, wie das alles ohne ihn weitergehen sollte. Damals habe ich nicht gedacht, dass ich mich jemals wieder in jemanden verlieben könnte, geschweigedenn über ihn hinwegkomme.

Ich habe mich in meinem Zimmer verschanzt, wollte keine Freunde sehen und nicht rausgehen. Ich war in meiner Traurigkeit gefangen und konnte es nicht fassen, wie leicht das alles für ihn war.

Der Liebeskummer ist bei mir auch komplett auf den Magen geschlagen und ich konnte einfach nicht mehr essen. Versorgt habe ich mich nur mit dem Nötigsten und selbst das musste ich mir regelrecht reinquälen. Wenns bei meiner Familie Essen gab, habe ich mir stets Ausreden einfallen lassen und erzählt, dass ich schon gegessen habe oder mit Freunden verabredet bin. Dadurch habe ich ziemlich viel Gewicht verloren und sah aus wie ein Hungerhaken. Dass ist natürlich auch meiner Familie und Freunden aufgefallen. Dass ich aber mit Liebeskummer gekämpft habe, wissen sie bis heute nicht.

Erst als ich dann ein paar Monate später mit meinem Studium angefangen habe, ging es wieder bergauf mit mir. Die neuen Aufgaben und die neuen Leute haben mich aus dem Sog gezogen und ich konnte langsam wieder erkennen, dass mein Leben doch nicht so einsam ist, wie ich die ganze Zeit geglaubt habe. Ich hatte wieder Spaß mich mit Leuten zu treffen und meine Gedanken an meinen Ex-Freund wurden weniger.

Irgendwann konnten wir auch wieder normal miteinander umgehen und die Zeit des Abstands war vorbei. Wir sind gute Freunde geworden und sind es bis heute geblieben. Darüber bin ich sehr froh. Und auch wenn die Zeit der Trennung sehr schwer war, möchte ich sie nicht missen. Immerhin habe ich mehr über mich selbst gelernt und die Art, wie ich mit Kummer umgehe.

Ich hoffe, es bleibt mir ein zweites Mal erspart und ich finde irgendwann den Mann für’s Leben.

Bildquelle: Samael Kreutz (CC BY 2.0)